Im
April/Mai 2002 wurde in Wien die zweite Wehrmachtssausstellung "Verbrechen
der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" der
österreichischen Öffentlichkeit präsentiert. Im Gegensatz zur umstrittenen
ersten Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung, die vor
allem auf Grund des Einsatzes von Photographien sowohl in der Öffentlichkeit
als auch in der Fachwissenschaft Diskussionen auslöste, war diese
Ausstellung sehr auf Entemotionalisierung und umfassende Differenzierung
ausgerichtet. "eForum zeitGeschichte" versuchte im Anschluss
an die Ausstellung gemeinsam mit Heidemarie Uhl der Frage nachzugehen,
inwieweit es sich bei den zum Teil recht heftig geführten Debatten
um das historische Gedächtnis um ein intergenerationelles Problem
handelte. Dazu wurden die "wissenschaftlichen Guides" der Ausstellung,
die Teil der "Waldheim"-Generation und zugleich Experten/innen
sind, eingeladen, über ihre Erfahrungen im Hinblick auf die Kommunikation
mit der Kriegsgeneration zu berichten.
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Heidemarie Uhl /
eForum zeitGeschichteImpulstext: Generation und Gedächtnis
Reaktionen auf die "Wehrmachtsausstellung II" - die Erfahrungen der "wissenschaftlichen Guides"
Renate Höllwart / Charlotte Martinz-Turek / Nora Sternfeld
Beitrag Büro trafo.KKatharina Wegan
Beitrag Die "Wehrmachtsausstellung" zwischen Erinnern und VergessenAnmerkungen zu einem RundgangSabine Loitfellner
Beitrag Die Schrecken der Wahrheit zwischen Akzeptanz und Abwehr
Erinnerungsbericht über Abwehrargumentationen von BesucherInnen in der "Wehrmachtsausstellung" II in WienBrigitte Straubinger
Beitrag Geschichte - Geschichten einer Ausstellung!
Kriegsphotographie als Ort der Erinnerung
Photographie
zwischen privat und öffentlich am Beispiel eines Kriegserinnerungsalbums
und des Diskurses um die Photographien der Wanderausstellung "Vernichtungskrieg.
Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944"
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Kriegserinnerungsalben stellen gleichsam die Materialisation der Kriegserfahrungen der Wehrmachtsangehörigen dar und sind Auslöser und Stütze für die Kriegserzählung im privaten und familiären Umfeld. Die Anordnung der einzelnen Bilder im Album ergibt eine mit Sinn versehene und von Brüchen befreite Erzählung, die es ermöglichen sollte, das Trauma des Krieges in das Lebensnarrativ einzubeziehen. Anhand eines konkreten Beispiels beschäftigt sich der Beitrag zunächst mit theoretischen Reflexionen zur Kriegsphotographie, ehe er der Frage der gesteigerten Emotionalität bei der ersten Wehrmachtsausstellung nachgeht. Diese Emotionalisierung, die sich nicht an den Grundthesen der Ausstellung, sondern am Einsatz der Photographien entzündete, ist darauf zurückzuführen, dass die Photographien, die als bildlicher Beweis in den privaten Alben die Kriegserzählung stützen sollten, wieder in den Kontext des Verbrechens gerückt wurden und damit die Lebenserzählung der Wehrmachtsangehörigen zum Wanken brachten. |
memoryPROJECTS
Eva Brunner-Szabo |
Seit Herbst 1997 führt memoryPROJECTS Projekte in virtuellen und in realen Räumen durch und agiert wie ein Museum ohne Gebäude und ohne festen Ort, das temporär in den öffentlichen Raum eindringt und sich der klassischen Aufgaben eines Museums - Finden/Sammeln, Erhalten/Archivieren, Präsentieren/Vermitteln - annimmt. memoryPROJECTS unternimmt aber auch künstlerische Eingriffe, die sich der Erinnerung und des Gedächtnisses der RezipientInnen bemächtigen. memoryPROJECTS versteht sich als "work in progress" - an der Schnittstelle von Bild und begleitender Erzählung, von Dokumentation und Inszenierung, von individueller Erinnerung und öffentlichem Raum sowie von künstlerisch-experimenteller und wissenschaftlich-historischer Zugangsweise. |
12 Interiors, New York 2002
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Der österreichische Fotograf und Historiker Arno Gisinger stellt seine Fotoserie mit zwölf Porträts jüdisch-österreichischer Emigranten in New York vor, die im Rahmen der Ausstellung „Vom Großvater vertrieben, vom Enkel erforscht? Zivildienst in New York“ im Jüdischen Museum der Stadt Wien bzw. Leo Baeck Institute in New York, 5. Juni bis 13. Oktober 2002, konzipiert und gezeigt wurden. Die Farbfotografien im Originalformat 125 x 300 cm wurden in einer spezifischen Ausstellungsarchitektur von Chris Prasser mit Tondokumenten aus Interviews konfrontiert. |
Clubsessel für alle
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Der Beitrag des Kokurators der Ausstellung "Vom Großvater vertrieben, vom Enkel erforscht? Zivildienst in New York" schildert die Hintergründe der Ausstellungskonzeption und die Besonderheit und Schwierigkeit jener Begegnungen zwischen österreichischen Gedenkdienern und aus Österreich vertriebenen Juden, von denen die 2002 in Wien und New York gezeigte Ausstellung erzählt. Mittels Interviewsequenzen werden in ihr sowohl die Emigranten, denen sich Arno Gisingers Fotoarbeiten widmen, als auch die österreichischen Zivildiener, die am New Yorker Leo Baeck Institute mit der Austrian Heritage Collection befasst waren, vorgestellt. |
Erfahrungen,
Erinnerungen und Bewertungen
Österreichisch-jüdische
Emigranten in den USA: Ergebnisse der Austrian Heritage Collection-Fragebogenaktion
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Seit 1997 läuft eine Fragebogenaktion für die österreichisch-jüdischen NS-Vertriebenen und Überlebenden in den USA, die über ihr Leben berichten sollten. Dabei wurden die Fragebögen in der Form abgefasst, dass es möglich sein sollte, nicht nur eine quantifizierende Gewichtung vorzunehmen, sondern vor allem auch konkrete Erinnerungen zu sammeln, die vielfältige Rückschlüsse ermöglichen. Auf dieser Quellenbasis sollte so eine Art Kollektivbiographie der aus Österreich vertriebenen Juden in den USA entstehen. Betreut wird diese Fragebogenaktion, die in die Austrian Heritage Collection eingeht, von österreichischen Gedenkdienern am Leo Baeck Institute in New York. Der Beitrag stellt nun die Ergebnisse der Auswertung vor, wobei statistisch quantifizierend wie auch in deskriptiver Form einzelne Antworten hervorhebend vorgegangen wird. |
E-Publishing-Initiativen aus der Wissenschaft
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In Reaktion auf die ökonomische Abhängigkeit von restriktiv agierenden Verlagen haben Wissenschaftler/innen in eigener Regie eine Reihe innovativer Projekte für die Darstellung und Verbreitung ihrer Forschungsergebnisse in elektronischer Form initiiert. Der Aufsatz stellt vier internationale Initiativen im Bereich des E-Publishing (Open Archive Initiative, SPARC, Public Library of Science, BOAI) vor, die - durchaus in Solidarität mit den Bibliotheken als Gegengewicht zu den teuren Zeitschriftenabonnements - den freien Zugang zu den Forschungsergebnissen ohne Verzögerungen ermöglichen sollen. Von Preprint- und E-Print-Servern, dem Aufbau eigener Fachorgane sowie dem Ziel möglichst umfassender elektronischer Selbstarchivierung bis zur Durchsetzung gemeinsamer technischer Standards: Wissenschaft soll in den Händen der Wissenschaft verbleiben. |
Neue Modelle für den Umgang mit Wissen in wissenschaftlichen Bibliotheken
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Angesichts der im Spannungsfeld zwischen Allgemein- und Herstellerinteressen diskutierten Neuregelung des deutschen Urheberrechtsgesetzes stellt sich - vor allem wegen der rechtlichen wie finanziellen Einschränkungen durch Zugangslizenzen für elektronische Werke - insbesondere für die Bibliotheken die Frage, ob sie ihrem Auftrag, auch im digitalen Umfeld das Grundrecht auf ungehinderten Zugang zu Informationen für jedermann zu gewährleisten, weiterhin gerecht werden können. Bestimmte Vervielfältigungs- und Wiedergabehandlungen müssen (gerade im Rahmen der Informationsgesellschaft und entgegen der Tendenz, das Urheberrecht vorrangig als Wirtschaftsrecht zu definieren) auch für die elektronischen Medien als Ausnahmen Eingang in das Urheberrechtsgesetz finden. |