Editorial 1/2002

Auch in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft scheint sich das Internet als Publikationsmedium für wissenschaftliche Texte allmählich - als Ergänzung und Erweiterung des konventionellen Publikationswesens - zu etablieren. Das "eForum zeitGeschichte" stand am Anfang einer Reihe ambitionierter Neugründungen, die - wie "Kakanien revisited", "CulturalStudies.at", das Rezensionsjournal "Sehepunkte" oder das Geschichtsmagazin "Zeitenblicke" - nicht mehr als idealistischer Vorstoß einzelner, sondern auf solidem institutionellem Boden entstanden sind.

Vor dem Hintergrund dieser ermutigenden Entwicklung eröffnen nun fünf Aufsätze (und drei Buchbesprechungen in unserer Rubrik "Rezensionen") den zweiten Jahrgang des "eForum zeitGeschichte":

Georg Christoph Berger Waldenegg (Heidelberg)analysiert, in der geringfügig überarbeiteten Pre-print-Version seines bei der Tagung der Leopold-von-Ranke-Gesellschaft in Essen gehaltenen Vortrags, die Besonderheiten der österreichischen Zeitgeschichtsforschung nach 1945 und konstatiert eine - in der Außenperspektive bemerkenswert starke - Politisierung bzw. (partei)politische Positionierung der akademischen wie öffentlichen Debatten über Österreichs jüngere Vergangenheit.

Zoltan Peter (Wien) überträgt das Habitus- und Feldkonzept Pierre Bordieus auf das Gebiet der historischen Biografieforschung und versucht, unter strikter Umgehung jeder substanzialistischen Zuschreibung, ein neues Bild des legendären (und wegen seines Antisemitismus umstrittenen) Wiener Bürgermeisters und christlichsozialen Politikers Karl Lueger zu zeichnen.

Der stärker quellenorientierte Beitrag Kurt Scharrs (Innsbruck) untersucht anhand des Materials des Alpenvereinsarchivs in Innsbruck die Geschichte des "Deutschen und Österreichischen Alpenvereins" (D.u.Oe.A.V.) im und unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg und zeigt, wie sehr sich der Alpenverein als bürgerliche Massenorganisation unter den Rahmenbedingungen des Gebirgskrieges und der Gebietsverluste nach 1918/1919 politisch radikalisierte.

Christoph Roolf (Düsseldorf) präsentiert - als Initiator und Mitbegründer des "Düsseldorfer Geschichtsabsolventenkongresses" - Konzept, Entstehungsgeschichte und Bilanz dieser mit zwei Tagungsbänden gekrönten studentischen Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Abschlussarbeiten junger Historiker/innen in breiterer Form der (Fach-)Öffentlichkeit vorzustellen.

Der Beitrag Wolfram Dorniks (Graz), eine Projektpräsentation seines Dissertationsvorhabens zum Thema "Internet und Zeitgeschichte in Österreich", beschließt in Fortführung unserer Artikelserie zum Themenkomplex "Geschichte und Internet" diese Ausgabe des "eForum zeitGeschichte".
 

R.U./G.L.


Leopold-von-Ranke-Gesellschaft

Düsseldorfer Geschichtsabsolventenkongress

Wolfram Dornik

Kakanien revisited

CulturalStudies.at

Sehepunkte

Zeitenblicke
 
 

zurück