Mit einiger Verspätung ist es gelungen, die über einen längeren Zeitraum hinweg vorbereitete Doppelnummer des eForum zeitGeschichte 1/2 2003 online zu stellen. Die Gründe für die Verzögerung liegen vor allem in der unabhängigen Organisationstruktur und fehlenden finanziellen Absicherung des "eForums", die die regelmäßige arbeits- und zeitintensive Betreuung der Publikationsplattform erschweren. Nichtsdestotrotz ist der dauerhafte Bestand des "eForum zeitGeschichte", nicht zuletzt dank der Unterstützung seitens der Österreichischen Hochschülerschaft Innsbruck sowie der Bundes-ÖH, gewährleistet.
Doch abgesehen davon können wir auf ein durchaus erfolgreiches Jahr 2003 zurückblicken. Immerhin konnte das Projekt "eForum zeitGeschichte" sowohl auf dem 6. österreichischen Zeitgeschichtetag in Salzburg als auch auf der u.a. von kakanien revisited veranstalteten Tagung in Budapest "NetCultureScience - NetzKulturWissenschaft" einer breiteren Fachöffentlichkeit präsentiert werden. Dabei erfuhren wir durchwegs positive Rückmeldungen und unterstützende Zustimmung. Auch wurde das "eForum", wie in den Jahren zuvor, von einigen Kollegen/innen zur Veröffentlichung aktueller Rezensionen in Anspruch genommen.
Den Auftakt dieser Doppelnummer machen die umfangreichen Beiträge von Birgit Poier (Graz), Michael von Prollius (Berlin) und Henrik Egbert (Landau). Birgit Poier beschäftigt sich in einem Auszug aus ihrem Dissertationsprojekt mit den Aufgaben der steirischen Amtsärzte im Rahmen der antiindividualistisch-rassenhygienisch orientierten Gesundheitspolitik im Nationalsozialismus. Michael von Prollius erörtert die "Kultur des Krieges" mit der Struktur, Ausprägung und Wirkung der nationalsozialistischen "Organisationskultur". Henrik Egbert stellt diesen Aufsätzen noch seine "Anmerkungen zum grenzüberschreitenden Kleinhandel beim Zerfall von Industrieländern" zur Seite.
Ganz im Sinne der Publikationsvorteile einer Online-Zeitschrift können wir in dieser Ausgabe - auf Wunsch und Anregung der Referenten/innen bzw. des Chairs R. Wagnleitner- die Beiträge eines Panels des österreichischen Zeitgeschichtetages, das sich mit der Problematik "(Zeit)HistorikerInnen im virtuellen Raum. Strukturen - Macht - Ästhetik" beschäftigte, als Preprint-Versionen schon jetzt veröffentlichen. Suggeriert der Titel des Panels eine kohärente und in sich stimmige Abfolge von Vorträgen, so zeigt sich, dass es beim Thema Internet und Geschichte eine große Themenvielfalt gibt. So referierten wir als Herausgeber von "eForum zeitGeschichte" anhand eines Erfahrungsberichtes zunächst über die grundsätzlichen Möglichkeiten, die sich aus dem Online-Publizieren für die Geschichtswissenschaften ergeben könnten, und die unterschiedlichen Schwierigkeiten damit. Die Sozialhistorikerin und Homepagebetreiberin Gudrun Hopf wiederum versuchte, eine Analyse von privaten Homepages von (Kultur-)Wissenschaftler/innen vorzunehmen, während Erwin Giedenbacher sich mit Verschwörungstheorien und -szenarien im Netz beschäftigte. Wolfram Dornik erörterte ausgehend von seiner Dissertation die Thematik von "Gedächtnisorten im Internet" anhand einer Zusammenschau österreichischer Webpages, die sich mit dem Nationalsozialismus und der Shoa beschäftigen.
Ähnlich wie bei Preprint-Texten
kommt das Publikationspotential des Internets vor allem auch bei Veröffentlichung
von Tagungsberichten oder transkribierten Podiumsdiskussionen sehr gut zum Tragen.
Damit werden lokal und zeitlich nur beschränkt zugängliche Veranstaltungen
durch ein breiteres wissenschaftliches und nichtwissenschaftliches Publikum
rezipierbar und unterschiedliche Aktivitäten an verschiedenen Wissenschaftsstandorten
vergleich- und koordinierbar. Den Beginn macht Roman Urbaner mit einem Bericht
über die Tagung des Centrums für Jüdische Studien an der Karl-Franzens-Universität
Graz zum Thema "Historisches Bewusstsein im jüdischen Kontext".
Christine Wolters berichtet über den mittlerweile 10. Workshop zur Geschichte
der Konzentrationslager, der 2003 in der KZ-Gedenkstätte
Ebensee veranstaltet wurde. Ein Novum für "eForum zeitGeschichte"
stellt weiters die Veröffentlichung des transkribierten Mitschnittes einer
Podiumsdiskussion mit Heidemarie Uhl, Paulus Hochgatterer und Michael Loebenstein
bei der letztjährigen Diagonale
- dem Festival des österreichischen Films - in Graz zur "'Aura des
Authentischen' - Erinnerung und Traumata im Dokumentarfilm" dar.
R.U./G.L.