Editorial 2/2001

Der Stapellauf ist geglückt. Und mit dem Zustandekommen dieser Nummer sollten nun auch die hartnäckigsten Bedenken ausgeräumt sein. Die Befürchtung, mit einem zeitgeschichtlichen e-journal auf Vorbehalte und taube Ohren zu stoßen, hat sich glücklicherweise schnell als unbegründet erwiesen. Eine Reihe von Presseberichten und die Vielzahl ermutigender Rückmeldungen, die rasch anwachsende Zahl von Besuchern, Pageviews und Hits und die bereitwillige Zusage neuer Beiträge bestätigen, daß an der Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Publikationsforums, wie es das österreichische "eForum zeitGeschichte" darstellt, kein Zweifel sein kann. Obwohl wir nach wie vor auf eigene Faust und (vorerst) ohne jede finanzielle Unterstützung agieren müssen, kann jetzt, wenige Monate nach dem Startschuß im Jänner, die zweite reguläre Ausgabe im Internet abgerufen werden.

Die kontinuierliche Fortführung zu gewährleisten, muß, dessen sind wir uns bewußt, ebenso ein Hauptanliegen jeder neuen Publikationsplattform sein wie die Sicherstellung des qualitativen Niveaus. Diese Hürden wurden genommen: (Beinahe) fristgerecht folgt nun der ersten die zweite Ausgabe unserer Zeitschrift nach. Das Vorhaben, das österreichische "eForum zeitGeschichte" von Anfang an vierteljährlich erscheinen zu lassen, scheint sich hierbei keineswegs, wie befürchtet, als zu hoch gestecktes Ziel zu erweisen. -Wir haben uns daher entschlossen, auch in Hinkunft an der ursprünglich gewählten Erscheinungsweise festzuhalten.

Die sich über mehrere Ausgaben des eForums hinziehende Aufsatzreihe "Geschichte und Internet" findet mit einem Beitrag Stefan Blaschkes, der sich mit historischen online-Magazinen und dem von ihm in Köln betreuten "History Journals Guide" befaßt, ihre Fortsetzung. Nach dem Themenblock der ersten Nummer ("Medizin") haben wir diesmal jedoch darauf verzichtet, einen weiteren Schwerpunkt zu setzen.

Dennoch ziehen sich auch in der aktuellen, thematisch offenen Ausgabe inhaltliche Leitlinien durch den Großteil der Texte. Anders als bei den nah am Quellenmaterial operierenden Arbeiten der vorausgegangenen Nummer, dominieren jetzt reflektierende, theoriegeleitete und um methodische Innovation bemühte Beiträge. Diese unterschiedliche Gewichtung ist nicht zuletzt Ausdruck des Bestrebens, der breiten Palette der aktuellen Forschungsarbeit gerechtzuwerden.

Der Bogen der hier präsentierten Arbeiten ist weit gespannt und reicht vom Konzept der "reflexiven Intervention", das bei der Gedächtnisforschung einer niederösterreichischen Dorfgemeinschaft erprobt wird ("Denk-Orte: ein Dorf reflektiert sein Gedächtnis" von Bernhard Ecker, Ernst Langthaler und Martin Neubauer), über Peter Karoshis Versuch, das postmoderne Modell "postkolonialer Hybridität" auf das österreichisch-ungarische "Kronprinzenwerk" der Jahrhundertwende anzuwenden, bis zu Anna Schobers essayistischer Reflexion über "historische Ausstellungen als Foren der Öffentlichkeit".

Abschließend sei abermals auf die Möglichkeit verwiesen, mittels eines Diskussionsforums, wie es auch das "eForum zeitGeschichte" bietet, unmittelbar auf die Texte zu reagieren. Vielleicht gelingt es, auf diese Weise jene Diskussion in Gang zu setzen, die gerade auf neuen theoretischen Überlegungen fußende Arbeiten verdient hätten.

R.U./G.L.

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