Die Verzögerung, die der kurzfristige Ausfall bereits zugesagter Beiträge und der Wunsch, möglichst unmittelbar auf den Österreichischen Zeitgeschichtetag in Klagenfurt (4. bis 6. Oktober 2001) zu reagieren, zur Folge hatten, ließ es ratsam erscheinen, die dritte und vierte Ausgabe zu einer umfangreichen Doppelnummer (3/4 2001) zusammenzufassen.
Aus der inhaltlichen Zusammenstellung dieser Ausgabe spricht das Bemühen, die besonderen Vorzüge des Publikationsmediums Internet bei der Gestaltung des "eForum zeitGeschichte", trotz der nötigen Zugeständnisse an die traditionelle Rezeptionsweise wissenschaftlicher Texte, weitestgehend zu nützen. Und diese liegen, neben der globalen Verfügbarkeit und der um ein Vielfaches größeren Reichweite elektronischer Fachpublikationen, vor allem in der Möglichkeit, Texte ohne drucktechnischen oder finanzierungsbedingten Zeitverlust zu veröffentlichen.
Mit den Beiträgen von Gerald Steinacher, Birgit Kirchmayr und Roman Urbaner stehen daher bereits jetzt drei Preprint-Versionen geplanter Publikationen - viele Monate, bevor sie in gedruckter Form vorliegen - dem Fachpublikum zur Verfügung. Zudem kann nur einige Wochen, nachdem der Zeitgeschichtetag in Klagenfurt über die Bühne gegangen ist, ein kritischer Tagungskommentar des Grazer Historikers Werner Suppanz präsentiert werden. Mit dem in Klagenfurt vorgetragenen Beitrag der Linzer Zeithistorikerin Birgit Kirchmayr (zu den nichtmateriellen Implikationen des NS-Kunstraubs) und dem am 7.12.2001 bei einem Workshop der Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV e.V. (AGE) in Göttingen gehaltenen Vortrag Wilfried Enderles ("Geschichtswissenschaft, Fachinformation und Internet") umfaßt das eForum zwei erstmals publizierte Aufsatzfassungen kürzlich gehaltener Vortragstexte.
Weiters konnten wir der Zielsetzung, vor allem jüngeren Historiker/innen eine neue Publikationsplattform zu bieten, mit drei Texten, die als Resümee bzw. Seitenprojekt aktueller Diplomarbeiten konzipiert sind, auch mit Nummer drei und vier neuerlich gerecht werden. Die Aufsatzreihe "Internet und Geschichte" schließlich findet mit dem genannten Beitrag Wilfried Enderles und einem Essay des Zeithistorikers Robert Holzbauer, den wir als Betreiber einer persönlichen fachbezogenen Website um einige kritische Reflexionen gebeten haben, ihre Fortsetzung.
In thematischer wie zeitlicher und räumlicher Hinsicht bemüht sich das eForum um größtmögliche Vielfalt: Von der militärischen Pressepolitik des Ersten Weltkriegs (Urbaner) und der illegalen NSDAP vor 1938 (Wolf), von den alliierten Geheimdienstaktivitäten im Zweiten Weltkrieg (Steinacher) bis zur jüngsten Debatte über die Zwangsarbeiterentschädigung (Dornik) reicht das Spektrum der in der neuen Ausgabe enthaltenen Aufsätze. Erstreckt sich der zeitliche Bogen der behandelten Themen, trotz einer deutlichen Konzentration auf die Zeit vor 1945, nahezu über das gesamte Jahrhundert, findet hinsichtlich des geographischen Rahmens neben regional- und lokalgeschichtlichen Herangehensweisen dank des (englischsprachigen) Beitrags von Gerald Steinacher auch die internationale Forschungsperspektive Berücksichtigung.
An ambitionierten Vorhaben, die dem "eForum zeitGeschichte" - und mit ihm dem geschichtswissenschaftlichen Publizieren im Internet - im kommenden Jahr seinen Platz an der Seite der konventionellen (zeit)geschichtlichen Printzeitschriften deutlicher als bisher sichern sollen, mangelt es nicht. Für die nächsten Nummern sind sowohl ein Schwerpunkt zum Themenkomplex "Fotografie/Film und Geschichte" als auch - auf Anregung von Heidemarie Uhl - ein thematischer Schwerpunkt zur Generationenproblematik in der (österreichischen) Zeitgeschichtsforschung in Vorbereitung. Zudem ist für die nächsten Monate eine vielversprechende Kooperation mit dem Geschichtsabsolventenkongreß der Universität Düsseldorf geplant. Weiters werden wir uns in zweifacher Hinsicht um die Weiterentwicklung des "eForum zeitGeschichte" bemühen. Zum einen gilt unser vorrangiges Interesse den grundlegenden Fragen der Archivierbarkeit, die die dauerhafte Verfügbakeit elektronischer Publikationen sicherstellen soll; zum anderen wird sich unser Augenmerk verstärkt auf die bislang noch kaum genutzten (interaktiven) Möglichkeiten des Diskussionsforums richten.
Textvorschläge zu den bereits erwähnten oder anderen Themenbereichen (Aufsätze und Tagungsberichte, Buchrezensionen, Projektvorstellungen und Diskussionbeiträge) sind uns natürlich auch weiterhin jederzeit willkommen. Unser Dank gilt abschließend neben den Autoren/innen vor allem auch den Organisatoren/innen des Zeitgeschichtetags und dem Innsbrucker Studien-Verlag, die uns freundlicherweise die vorgezogene Veröffentlichung des Beitrags von Birgit Kirchmayr ermöglicht haben.
R.U./G.L.
Österreichischer Zeitgeschichtetag 2001
Geschichtsabsolventenkongreß Düsseldorf
Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV (age)